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Online-Präsentation russischer Menschenrechtsorganisationen
11. Dezember 2020
Online-Präsentation russischer Menschenrechtsorganisationen
- Dezember 2020,
10:00 – 16:00 Uhr MEZ, Zoom //12:00 – 18:00 MSK
Am 11. Dezember veranstaltet das Forum russischsprachiger Europäer e.V mit Unterstützung des Menschenrechtszentrums „Memorial„ und des Auswärtigen Amts eine Online-Präsentation russischer Menschenrechtsorganisationen. Wir laden Sie dazu herzlich ein!
Die Veranstaltung ist als eine Reihe von Einzelvorträgen russischer Menschenrechts-NGOs geplant, die aus zwei Teilen bestehen: einem Bericht des/der Vertreters/Vertreterin der Organisation über deren Arbeit und Antworten auf Fragen aus dem Publikum.
Das Programm der Online-Präsentation:
10:00 Grußwort
10:10 Swetlana Astrakhantsewa, Moskauer Helsinki-Gruppe;
10:35 Natalja Taubina, Organisation „Gesellschaftliches Verdikt„;
11:00 Olga Sadowskaya, Komitee gegen Folter;
11:25 Anna Dobrowolskaya, Zentrum für Menschenrechte „Memorial„;
11:50 Swetlana Gannuschkina, Hilfsorganisation für Geflüchtete „Bürgerunterstützung„;
12:15 Die Vereinigung von Menschenrechtsorganisationen „Agora„;
12:40 Olga Romanowa, Organisation „Russland hinter Gittern„;
13:05 Polina Filippowa, Sacharow-Zentrum;
13:30 Pause
13:50 OVD-Info;
14:15 Anna Sarang, Andrej Rylkow-Stiftung für Gesundheitsförderung und soziale Gerechtigkeit;
14:40 Swetlana Sakharowa, Russisches LGBT-Netzwerk;
15:05 Anna Riwina, Zentrum „Nasiliu.net„;
15:30 Yurij Tschesnokow, Interregionaler Volksprotest gegen den Transport von Müll aus Moskau in die Region Shiyes.
Die Menschenrechtler*innen berichten über den Kampf gegen Folter, Polizeigewalt und politische Verfolgung, sowie über die Verletzung der Versammlungs- der Rede- und Gewissensfreiheit. Weitere Themen sind die Situation politischer Gefangener und LGBT-Aktivist*innen, die Situation an Haftorten, der Schutz der sozialen und ökologischen Rechte, das Recht auf Gesundheit und vieles mehr.
Die Veranstaltung wird simultan ins Deutsche übersetzt. Die Anmeldung findet per E-Mail statt: eurorussianforum@gmail.com Der Link zur Zoom-Konferenz wird per Mail an die angemeldeten Teilnehmer*innen versandt. Wir freuen uns auf Ihre aktive Teilnahme und Fragen! Persönliche Kommentare und Interviews mit Journalist*innen sind möglich.
Mehr Informationen: https://www.human-rights-year.com/
https://www.facebook.com/events/1065465460543382/
Das Projekt wird mit Mitteln des Auswärtiges Amtes im Rahmen des Programms „Ausbau der Zusammenarbeit mit der Zivilgesellschaft in den Ländern der Östlichen Partnerschaft und Russland“ finanziert.
Teilnehmende Organisationen
Das Zentrum für Menschenrechte „Memorial“ sonderte sich vom in den 1980er Jahren gegründeten Internationalen „Memorial“ ab – Grund dazu war, dass die Gesellschaft sich die Wiederherstellung der Erinnerung an die Opfer der Repressionen wünschte. „Memorial“ überwacht Verletzungen von Menschenrechten in Russland und in den postsowjetischen Ländern. Seine Tätigkeit hat mehrere Schwerpunkte: politische Repressionen und politische Gefangene, Verletzung der Menschenrechte in bewaffneten Konflikten, Verteidigung der Rechte von Geflüchteten und Migrant*innen, Verfahren am Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte und die Verfolgung von Muslim*innen in Russland und Zentralasien. Das Zentrum für Menschenrechte „Memorial“ ist eine der größten und ältesten Menschenrechtsorganisationen Russlands.
Die Moskauer Helsinki-Gruppe ist die älteste Menschenrechtsorganisation in Russland, sie wurde 1976 gegründet und 1989 wiederhergestellt. Die MHG setzt sich für die Stärkung der Zivilgesellschaft und für die Entwicklung der Menschenrechtsbewegung in Russland ein. Mehrere Jahre lang war Ljudmila Aleksejewa Leiterin der MHG. Die Gruppe überwacht Menschenrechtsverletzungen, schützt gefährdete Bevölkerungsgruppen und Menschenrechtler*innen, klärt über Menschenrechte auf und bemüht sich um verstärkte Kontrolle der Machtorgane durch Zivilorganisationen und Menschenrechtler*innen.
Die Organisation „Gesellschaftliches Verdikt” verteidigt die Rechte von Menschen, die gesetzeswidrig oder übermäßig von Strafverfolgungsbehörden geprüft werden. Die Organisation erzielt Strafen für Täter*innen auf diesem Gebiet, beschäftigt sich mit der Rehabilitation der Opfer und betreibt diesbezüglich Aufklärungsarbeit, bemüht sich um Systemänderungen in diesem Bereich und weitet die zivile Kontrolle der Tätigkeit von Strafverfolgungsbehörden aus.
Das Komitee gegen Folter ist eine russische Menschenrechtsorganisation, die seit 2000 zivilgesellschaftlich bezüglich der Anwendung von Folter ermittelt und sich dabei der staatlichen Schutzverfahren für Opfer bedient. Das Komitee vertritt die Interessen der Opfer vor Gericht, hilft beim Kampf um Schadensersatz und wirkt bei der Rehabilitierung der Opfer mit. Das Komitee bemüht sich auch, die Staatsanwaltschaft zur Aufdeckung solcher Verbrechen zur Klage gegen die Täter*innen zu animieren. Die Organisation bringt die Anklagen wegen Folter bis zum Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte und erschafft damit Präzedenzfälle. Im Moment ist das Komitee in 10 von 75 russischen Regionen aktiv. Seit 2019 arbeitet die gemeinnützige Stiftung zur Unterstützung der Folteropfer mit dem Komitee zusammen, dort kann man den Opfern auch als Außenstehender mittels einer Spende helfen: donate.pytkam.net.
Die Hilfsorganisation für Geflüchtete „Bürgerunterstützung“ ist die größte, bekannteste und mit 30 Jahren Aktivität die älteste russische NGO, die Geflüchteten und Migrant*innen hilft und ihre Rechte schützt.. „Bürgerunterstützung“ berät bezüglich der Gewährleistung von Asyl, der Verleihung der Staatsbürgerschaft, vertritt die Interessen der Geflüchteten und Migrant*innen vor Gericht, hilft bei Gesprächen und Antragstellungen in Behörden und schützt das Recht auf Wohnraum, Arbeit, medizinische Behandlung und Bildung.
Die Vereinigung von Menschenrechtsorganisationen „Agora“ hat in ihren Reihen mehr als 100 Rechtsanwält*innen, die in Gerichtsverfahren zu Menschenrechtsverletzungen arbeiten. Schwerpunkte der Tätigkeit von „Agora“ sind die Verteidigung von Personen des öffentlichen Lebens vor Verfolgung durch Machtorgane, sowie die Verteidigung der Meinungsfreiheit und der Freiheit im Internet oder ähnlichen Strukturen und die Vertretung der Interessen von Opfern verschiedener Formen von Gewalt.
Die NGO „Russland hinter Gittern“ ist eine 2008 gegründete gemeinnützige Stiftung, die Strafgefangenen und ihren Familien hilft. Sie ist in Moskau, Sankt-Petersburg, Jaroslawl, Tscheboksary, Nowosibirsk und Tomsk aktiv. Die NGO leistet Strafgefangenen und ihren Familien humanitäre Hilfe, führt kostenfreie juristische Beratungen durch und nach der Entscheidung des Aufsichtsrats gewährleistet sie Rechtsschutz in Strafprozessen und in politisch motivierten Verwaltungsfällen. Zudem organisiert sie zusammen mit dem Sacharow-Zentrum die „Schule des gesellschaftlichen Verteidigers“ und überwacht die Lebensbedingungen in Justizvollzuganstalten. 2020 hat sie in Zusammenarbeit mit MYR den YouTube-Kanal „My Russian Rights“ gegründet.
Das Sacharow-Zentrum ist ein 1994 gegründetes gemeinnütziges Aufklärungsforum, wo in verschiedenen Formen wichtige kulturelle, soziale und gesellschaftliche Fragen besprochen werden, die in anderen vom Staat kontrollierten Medien keinen Platz finden. Grundlage seiner menschenrechtlichen Tätigkeit ist die Unterstützung von Aktivist*innen, von politischen Häftlingen, von Menschenrechtsorganisationen und von NGOs.
https://www.sakharov-center.ru/
OVD-Info ist ein unabhängiges menschenrechtsorientiertes Medienprojekt. Es hilft Menschen, die aufgrund des Gebrauchs ihrer Versammlungs-, Meinungs-, Vereins- und Wahlfreiheit verfolgt werden. Schwerpunkt von OVD-Info ist die Versammlungsfreiheit. Das Projekt betreibt eine Hotline und einen Chatbot auf Telegram, die während öffentlicher Versammlungen von den Festgenommenen direkt angerufen oder angeschrieben werden können. OVD-Info stellt Rechtsanwält*innen für die Verhörten bereit, informiert die Öffentlichkeit über die Fälle, erforscht bei der Umsetzung der Versammlungsfreiheit auftretende Probleme, veröffentlicht Berichte darüber und bemüht sich um Systemänderungen auf diesem Gebiet.
Die Andrej Rylkow-Stiftung für Gesundheitsförderung und soziale Gerechtigkeit setzt sich seit 2009 für eine humane Drogenpolitik ein, die die Rechte, die Gesundheit und die Würde der Menschen respektiert. Die Stiftung leistet u.a. durch den Einsatz von Sozialarbeiter*innen auf den Straßen Menschen , die durch die inhumane Drogenpolitik viel Leid erfahren haben, direkte Hilfe. Sie überwacht, dokumentiert und erforscht die Menschenrechtsverletzungen bei Konsument*innen von illegalen Substanzen, vertritt deren Interessen vor Gericht und leistet Aufklärungsarbeit über Drogenpolitik und Menschenrechtsverletzungen auf diesem Gebiet.
Das Russische LGBT-Netzwerk wurde 2006 gegründet und ist eine interregionale gesellschaftliche Bewegung und die größte Menschenrechtsorganisation Russlands, die sich für die Rechte der LGBT+ Community einsetzt.
Das Zentrum „Nasiliu.net“ ist ein in Russland einzigartiges Projekt zur Bekämpfung von häuslicher Gewalt. Es bemüht sich, dieses Problem sichtbar zu machen und die Menschen über Hilfs- und Beratungsangebote zu informieren. „Nasiliu.net“ berät kostenfrei und unbürokratisch bei psychologischen und rechtlichen Fragen, bietet Gruppentherapie zur psychologischen Unterstützung an und hilft auch Täter*innen, die sich für ein Leben ohne Gewalt entschlossen haben. Für die Aufklärung über häusliche Gewalt hat das Zentrum ein eigenes Medium, auf dem täglich Nachrichten, Interviews und Artikel veröffentlicht werden.
Der Interregionale Volksprotest gegen den Transport von Müll aus Moskau in die Region Shiyes kämpft für die Einführung der Mülltrennung und für Ordnung und Gerechtigkeit im Bereich Müllentsorgung in Russland. Der Volksprotest begann 2018, als die Bewohner*innen des Gebiets Archangelsk die Errichtung einer riesigen Mülldeponie im Wald in der Nähe der Eisenbahnstation Shiyes entdeckten. Die Belagerung der Baustelle und der friedliche Protest vor Ort haben sich als einziges wirksames Gegenmittel erwiesen. Gleichzeitig versuchten die Teilnehmer*innen des Protests, die Situation öffentlich zu machen und den Rechtsweg einzuleiten. Seitdem gab es mehrere Konflikte vor Ort, im Zuge derer es zu Gewaltausbrüchen seitens der Polizei und des Bewachungspersonals kam. Die wichtigsten Medien des Volksprotests sind https://freenord.ru, https://vk.com/pnparh, https://vk.com/vestishies, https://vk.com/stopshies.coalition.